Saskia Lescow (Fielmann AG), Monika Dormann (Vorsitzende des Fördervereins des Industriemuseums) und Bärbel Böhnke (Leiterin des Industriemuseums) (von links)
Zinn und Silber als Zeichen der Zünfte
Silbrig glänzt es in der behandschuhten Hand der Museumsleiterin Bärbel Böhnke. Gemeinsam mit Monika Dormann, Saskia Lescow und Jürgen Ostwald präsentierte sie im Oktober den wertvollen Neuzugang des Industriemuseums – ein Zunftschild des Elmshorner Silberschmiedes Franz Dietrich Gätckens. Gefertigt wurde es bereits in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Nun hat es, über Umwege nach Belgien, seinen Weg zurück nach Elmshorn gefunden. In kommenden Ausstellungen soll es als Beispiel filigraner Handwerkskunst die Arbeit von Gold- und Silberschmieden der Krückaustadt präsentieren.
Dass das Industriemuseum einen derart wertvollen Schild in seine Sammlung aufnehmen kann, ist der Fielmann AG zu verdanken. Seit Jahren schon unterstützt sie in Schleswig-Holstein Museen und andere Kultureinrichtungen mit großzügigen Schenkungen. Neben Ankäufen von Exponaten, wie dem Zunftschild, ermöglichen die Spenden der Fielmann AG auch Restaurierungsmaßnahmen derjenigen Objekte, die sich bereits in den Museumssammlungen befinden.
Schmiedekunst im Industriemuseum
Zuständig für die Recherche ist der Kunsthistoriker Jürgen Ostwald. Mit Adleraugen überblickt er das Sortiment unterschiedlicher Auktionshäuser und nimmt Kontakt mit Museen auf, sobald er etwas Passendes entdeckt hat. So geschehen vor einigen Monaten: In einem Katalog des Auktionshauses Lempertz stieß Ostwald auf den Zunftschild aus Elmshorn. Dass er mit diesem Fund direkt ins Schwarze getroffen hat, erfuhr er in einem folgenden Telefonat mit der Museumsleiterin. Im Rahmen eines größeren Ausstellungsprojekts plant das Industriemuseum, die Geschichte der Gold- und Silberschmieden der Stadt aufzuarbeiten – und hat mit dem Zunftschild nun bereits ein erstes Ausstellungsstück zu präsentieren.
Der Elmshorner Silberschmied Franz Dietrich Gätckens kennzeichnete den Zunftschild mit der Jahreszahl 1760. Gefertigt wurde er für den Zimmermann Lüder Möller. Bis zum Ende des Zunftzwangs 1846 ließen viele Handwerksbetriebe kostbare Silber- und Zinnschilder anfertigen, auf denen neben dem Zeichen der entsprechenden Zunft auch die Namen der Eigentümer prangten. Auf dem Elmshorner Schild findet sich außerdem das Kürzel des fertigenden Silberschmiedes „FDG“. Die Kennzeichnung der Silber- und Goldschmiedewerke war verpflichtend und lassen daher auch heute noch die Arbeiten einzelnen Gold- und Silberschmiedemeistern zuordnen.
Das Zunftzeichen der Zimmermänner auf dem Silberschild
Norddeutsche Gold- und Silberschmiede
Eine Übersicht norddeutscher Goldschmiedezeichen gab Hubert Stierling, der ehemalige Leiter des Altonaer Museums, bereits in den 1950er Jahren. Konrad Struve wiederum, Gründer des Elmshorner Heimatmuseums und Namensgeber für die Außenstelle des Industriemuseums, dem Konrad-Struve Haus der Ortsgeschichte, veröffentlichte Stierlings Aufsatz in seinem Werk „Die Geschichte der Stadt Elmshorn“. Der Zunftschild des Zimmermanns Möller wurde von Herrn Stierling dem Silberschmied Gätckens zugeordnet. Dessen Silberschmiedewerkstatt befand sich in dem Fachwerkhaus in der Marktstraße 1.
Mit dem Ende des Zunftzwangs und der Einführung der Gewerbefreiheit, trennten sich viele Zunftbetriebe von ihren kostbaren Insignien. Diese wurden entweder eingeschmolzen, verkauft oder an Museen gespendet. Der Zunftschild des Zimmermanns Möller gelangte zunächst in das Museum in Barmstedt, von wo es später abhandenkam. Für eine vierstellige Summe ersteigerte Jürgen Ostwald es im Auftrag der Fielmann AG für das Industriemuseum. Dass sich der Schild nun wieder in Elmshorn befindet, freut sowohl die Museumsleiterin als auch Ostwald. Bevor die Silbersammlung aus der Schausammlung des Konrad-Struve-Hauses geholt und im Rahmen einer Sonderausstellung im Industriemuseum präsentiert wird, geht es zunächst daran, die Geschichte der Elmshorner Gold- und Silberschmieden aufzuarbeiten. Das Silberschild Franz Dietrich Gätckens macht hierbei den Anfang.