Fabrikarbeit
Auf vier Etagen spiegelt sich der Wandel der Industriezeit am Beispiel der Stadt Elmshorn, die 1890 bis 1914 ihre Blütezeit als Industriestadt erlebte. Der Rundgang beginnt mit der Stechuhr – wer möchte, kann hier seine „Arbeitszeit“ im Museum abstempeln.
Die Dampfmaschine symbolisiert den grundlegenden Wandel der Arbeit in der Industriezeit. Die im Museum ausgestellte Dampfmaschine wurde 1952 von der Firma Borsig in Berlin gebaut. Die Dampfmaschine mit einer Leistung von 565 PS bei 500 Umdrehungen in der Minute trieb nicht mehr über Transmissionen Maschinen an, sondern besitzt einen Generator zur Stromerzeugung.
Pause in der Kantine
Im Laufe der Zeit verlagerten sich die Standorte der Fabriken vom Ortskern in die Vororte. Außerdem kamen die Arbeiter*innen nun von immer weiter entfernt gelegenen Wohnorten zur Arbeit. Wegen der langen Anfahrtswege lohnte es sich nicht mehr, zur Mittagspause nach Hause zu fahren. Der Henkelmann ist ein typisches Traggerät für fertig gekochtes Essen. Er wurde oft gut gefüllt von den Kindern zu den Eltern in die Fabrik gebracht.
Lederindustrie
Die Lederindustrie war über einen langen Zeitraum der größte Industriezweig Elmshorns. 1890 existierten 31 Gerbereien. Rund jeder dritte Arbeitnehmende der Elmshorner Industrie arbeitete 1933 in einer Lederfabrik. Die Lederfabrikation benötigte viele Spezialmaschinen und belastete die Umwelt stark. Der Aufstieg Elmshorns zu einer bedeutenden Lederstadt Norddeutschlands beruhte auf der günstigen Lage zu Hamburg. Der Hamburger Hafen war der größte Häute-Einfuhrhafen Europas. Importiert wurden überwiegend Rinderhäute, die vor allem zu Leder für Schuhsohlen verarbeitet wurden.
Fischleder
Im Nationalsozialismus war die Einfuhr von ausländischen Häuten gestoppt, viele Lederfabriken mussten den Betrieb einschränken. Angesichts des Häutemangels spezialisierte sich die Elmshorner Lederfabrik Rostock auf die Verarbeitung von Fischhäuten wie Seelachs und Hai.
Weil das Produktionsverfahren größtenteils Handarbeit war, erweiterte der Betrieb sogar seinen Personalbestand. Die im Museum ausgestellten Produkte von Bucheinbänden über Etuis bis hin zu Handtaschen beweisen die Haltbarkeit von Fischleder.
Textilindustrie
1855 war das Gründungsjahr der ersten Fabrik Elmshorns, der „Mechanischen Weberei“. Diese Baumwollweberei arbeitete mit Dampfkraft und entwickelte sich zu einem der größten Industriebetriebe des Ortes. Hier arbeiteten vor allem Frauen.
Ein automatischer Webstuhl aus den 1950er Jahren verdeutlicht die harten Arbeitsbedingungen. In der Webhalle standen bis zu 164 Webstühle und eine Weberin bediente 12 automatische Webstühle gleichzeitig. Hauptaufgabe war das Flicken gerissener Kettfäden. Staub, Lärm und Gefahren durch die zahlreichen Transmissionsriemen prägten den Arbeitsalltag. Taubheit war eine weit verbreitete Berufskrankheit der Weber*innen. Das ohrenbetäubende Rattern der Webstühle können Sie an der Hörstation hautnah erleben.
Kontor
Schreibpult, Telefon, Schreibmaschine, Stempelkarten und Rechenmaschine aus der Zeit um 1910 befinden sich im Museumskontor. Das Personal eines Kontors bestand bis zur Einführung der Schreibmaschine ausschließlich aus Männern. Die zunehmende Industrialisierung führte auch zu einem Anstieg der verschiedenen Bürotätigkeiten.
Ab der Zeit um 1900 traten Frauen in größerer Zahl in die Büros ein, da die Männer das Schreiben an der Maschine als unter ihrer Würde empfanden und ablehnten. Die Schreibmaschine wird wie kein anderes Arbeitsgerät eng mit der berufstätigen Frau in Verbindung gebracht; das Büro zählt zu den typisch weiblichen Arbeitsplätzen.