Das Standgrammophon von Electrola
Die Musik – sie ist etwas Wundervolles und Einzigartiges. Viele von uns lauschen täglich dem harmonischen Zusammenspiel verschiedenster Klänge oder spielen selbst ein Instrument. Ob im Radio, auf dem Smartphone, auf Festivals, Konzerten im Kaufhaus oder zu Hause über die eigene Anlage – die Musik begleitet uns Menschen ein Leben lang. Der Musikgeschmack ist von Mensch zu Mensch anders und jeder hat seine ganz individuelle und persönliche „Playlist“ mit favorisierten Künstlern und Lieblingssongs. Gibt es heute eine fast unzählbare und vielfältige Art an Abspielgeräten, war das Angebot an Medien vor rund 100 Jahren sehr beschaulich.
Schalldose, Nadel und Plattenteller
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich eine Industrie, die Geräte und Techniken erfand, Musik auf Geräten wiederzugeben. Maßgeblich dabei war die Erfindung von Emil Berliner, der 1887 sein Patent anmeldete – das Grammophon – das Museumsobjekt des Monats April. In dem kleinen Holzschrank befindet sich im oberen Teil die Abspielvorrichtung, bestehend aus Schalldose, Nadel und Plattenteller. Der untere Schrankteil beherbergt, versteckt hinter zwei verzierten Türen, den Klangtrichter. Seitlich befindet sich eine Kurbel. Wird diese gedreht, wird der Doppelfederantrieb in Schwung gesetzt und der Plattenteller beginnt zu drehen. Wesentlich beim Grammophon ist die Electrola Schalldose No. 5A, die mit dem Tonarm verbunden ist. Ohne dieses Bauteil gäbe es keine Musik. Ist die Schallplatte aufgelegt und der Plattenteller am rotieren, kann die Abtastnadel aufgesetzt werden und es ertönt bspw. ein Tango, „La Traviata“ von Verdi oder was die Schallplattensammlung sonst noch so bietet.
Um den Schall wiederzugeben, gleitet die Nadel durch die Rille der sich drehenden Platte. Die Nadel bewegt sich durch die Wellenlinie der Rille hin und her. Diese Bewegungen überträgt ein Hebelsystem auf die Membran, die nach dem Prinzip eines Druckkammerlautsprechers wirkt. Zur Verstärkung dient ein Trichter, der den Schalldruck in Schallschnelle (Lautstärke) wandelt. Dabei bestimmen Größe, Material und Form des Trichters sowie die Sensibilität von Nadel und Schalldose die Wiedergabe-Qualität.
Als Abtastnadel befinden sich im Grammophon Tungstift-Nadeln. Die Nadeln haben eine Spitze aus dünnem Wolframdraht, der deutlich härter als die üblichen Stahlnadelspitzen ist. Dies hat den Vorteil, dass die Tungstifte länger als die herkömmlichen Nadeln benutzt werden können. Diese müssen nach jedem Abspielen gewechselt werden. Tungstifte sollen laut Herstellerangaben für bis zu 200 Abspielvorgänge genutzt werden können. Für die Aufbewahrung der Stifte hat der Hersteller des Grammophons, Electra GmbH, gleich die passenden Vertiefungen in die Oberfläche eingesetzt. So kann schnell und problemlos die Nadel aufbewahrt bzw. gewechselt werden.
Ein besonderes Extra besitzt das Grammophon noch. Seitlich vom Plattenteller befindet sich ein beweglicher Geschwindigkeitsanzeiger, so kann der DJ erkennen, wann er wieder die Kurbel schwingen muss.
Sobald die Musik ertönt, sollte der Deckel des Grammophons geschlossen werden. Dadurch können keine Nebengeräusche vom drehen des Plattentellers oder Nadelgeräusche zum Zuhörer dringen und einem unbeschwerten Hörgenuss steht nichts mehr im Wege.
Das Bluetooth-Grammophon
Auf ganz nostalgische Art sowie auf dem technischen Stand des 21. Jahrhunderts präsentiert sich uns heute die Erfindung des Bluetooth-Grammophons mit Vintage Klängen.
Schellackplatten dienten über viele Jahrzehnte als Tonträger
Das Grammophon stellt als reines Abspielmedium den Vorläufer des Plattenspielers dar und legt durch seine scheibenförmigen Tonträger, den Schellackplatten, einen Meilenstein in dem Bereich der kostengünstigen Massenproduktion. Das Patent für die Schallplatten ist ebenfalls von Emil Berliner angemeldet. Die anfänglich aus vulkanisiertem Hartgummi hergestellten Platten wurden schon bald von Tonträgern aus einem günstigeren heiß gepresstem Gemisch aus Baumwollflocken, Ruß, Schieferpulver und Schellack ersetzt.
Diese Schallplatten können durch ihre maximale Spielzeit von drei bis fünf Minuten pro Seite in der Regel nur Platz für insgesamt zwei Titel bieten. Für die Wiedergabe der Musik läuft eine Nadel im Regelfall mit 78 Umdrehungen pro Minute über die Rillen.
Mehr als 60 Jahre prägten diese Platten den Markt, bevor sie von den Vinyl-Schallpatten verdrängt wurden. Dem Museumsobjekt ist ein entsprechend Plattensatz unterschiedlichster Genre beigefügt.
Inventarnummer: 2015-0130
Datierung: ca. 1927
Material: Eichenholz, Metall, Textil
Maße: 82cm x 55 cm x 53cm (hxbxt)
Hersteller: Electrola GmbH; Nowawes und Berlin
Standort: Industriemuseum Elmshorn/Depot