„Koche auf Vorrat!“
Lebensmittel konservieren mit dem Original-Frischhalter „Mafra“
Marmeladen, Kompott, Chutneys, eingemachtes Obst und Gemüse – der Herbst ist traditionell die Zeit des Einkochens und Anlegens von Vorräten für den Winter. Was heute als Trend des Selbermachens wieder zahlreiche Anhänger und Anhängerinnen findet, war lange Zeit von grundlegender Notwendigkeit, um Lebensmittel für die kalte Jahreszeit oder Mangelzeiten haltbar zu machen. Vor der Erfindung von Gefriertruhen und saisonal unabhängiger Versorgung durch Supermärkte stellte die Vorratshaltung hohe Anforderungen an Kenntnisse und Arbeitseinsatz der Frauen.
„Koche auf Vorrat!“
Im Zuge von Industrialisierung und wissenschaftlicher Forschung setzte sich im 19. Jahrhundert die Konservierung von Lebensmitteln durch Einkochen durch. Durch starke Hitze lassen sich Bakterien und Keime abtöten, so dass vor allem Obst und Gemüse, aber auch Fleisch in luftdicht abgeschlossenen Behältern über längere Zeiträume hinweg haltbar bleiben. Federführend auf diesem Gebiet wurde um 1900 die Firma Weck: Sie stellte Einmachgläser her, deren Deckel mit Gummiringen und Klammern verschlossen wurden, und brachte einen Einkochapparat auf den Markt. Unter dem Slogan „Koche auf Vorrat!“ vertrieb sie Kochbücher, Zeitschriften und Küchenzubehör. Schnell setzten sich die Begriffe des Einweckens und der Weckgläser durch, die bis heute vom Erfolg dieses Unternehmens zeugen.
„Die Maschinelle Frau bürgt seit 1926“
In den 1920er Jahren kamen mit den Vakuumpumpen weitere Küchenhelfer für das Einkochen hinzu. Das Objekt des Monats Oktober aus dem Industriemuseum ist eine solche Pumpe, die von der Firma Georg Schumm aus Nürnberg hergestellt wurde. Im In- und Ausland war diese Firma vornehmlich unter dem 1926 eingetragenen Schutzzeichen „MAFRA“ bekannt. Die Abkürzung steht für die „maschinelle Frau“ und spielt auf das Motiv weiblicher Roboter und den Ersatz weiblicher Tätigkeiten im Haushalt durch Maschinen an. Der Original-Frischhalter mit Vakuumpumpe und Vakuummeter kann mit der angebauten Zwinge am Tisch befestigt werden. Nach dem Einfüllen des gekochten Obstes oder Gemüses in ebenfalls erhitzte Gläser werden diese mit Gummiringen und Deckel verschlossen. Über die Saugdüse des Frischhalters wird die Luft herausgepumpt. Dadurch bleiben die Gläser dauerhaft keimfrei verschlossen. Das Saftabscheideglas fängt hierbei austretende Flüssigkeit auf. Die dazugehörige Gebrauchsanweisung gibt Tipps für das Einkochen diverser Obst- und Gemüsesorten sowie auch von Fleisch – verbunden mit dem eindringlichen Warnhinweis, letzteres nur unter Beachtung aller Vorschriften und bei fortgeschrittener Kenntnis des Apparates zu tun. Auch eine Kaltkonservierung zum Beispiel von Fisch, Butter, Salaten oder Backwerk sei möglich, allerdings ebenso wie die Haltbarmachung von Fleisch eher heikel. Genau wie die Firma Weck trug auch der Original-Frischhalter „Mafra“ zu einer besseren und nachhaltigen Vorratshaltung bei. Er bot den Vorteil, dass über die zuverlässige Vakuumierung das Einkochgut kürzer erhitzt werden konnte. So verloren auch empfindlichere Früchte nicht an Geschmack, Aussehen oder Bissfestigkeit. Bis in die 1960er Jahre blieb das Einkochen das wichtigste Verfahren in der privaten Lebensmittelkonservierung.
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Inventarnummer: 1990-0141
Datierung: ca. 1930er Jahre
Material: Metall, Glas, Gummi
Maße: L 32,5 cm (Vakuumpumpe mit Vakuummeter),
B 24 cm (Vakuummeter bis Klemmvorrichtung),
H 3,6 cm (Vakuumpumpe); Saftabscheideglas (H 7,5 cm; D 8,8 cm)
Hersteller: Firma Georg Schumm (Nürnberg), Schutzzeichen „MAFRA“
Standort: Industriemuseum Elmshorn, Dauerausstellung 2. OG