Eine Hochzeitsgabe aus dem Jahre 1739
Der Geruch von frisch gebackenen Waffeln ist unwiderstehlich und versüßt die kalten, düsteren Wintertage. Waffeln gibt es in zahlreichen Variationen, gemeinsam ist allen die Zubereitung in einem Waffeleisen. Wer diese erfunden hat ist unbekannt, nachweisbar sind sie bereits seit dem 9. Jahrhundert. Vermutlich war die Herstellung von Oblaten in den Klöstern ein Vorläufer der Waffelbäckerei. Im gesamten norddeutschen Raum waren Waffeln stark verbreitet.
Backen über offenem Herdfeuer
In der Schausammlung des Industriemuseums, im Konrad-Struve-Haus der Ortsgeschichte, befindet sich ein sehr altes Waffeleisen aus dem Jahre 1739. Das Waffel- oder auch Kucheneisen wurde zum Formen und Backen von dünnem Waffelgebäck über dem offenen Herdfeuer verwendet. Die zwei runden Eisenscheiben sind klappbar und besitzen lange Griffstangen, die als bewegliche Zange funktionieren. Die langen Stiele waren beim Backen auf offenem Feuer erforderlich, um genügend Abstand vom Feuer zu halten. Wie früher üblich sind die Innenseiten des Waffeleisens verziert. Auf der einen Seite finden wir als Bildmotiv das Lamm Gottes mit Siegesfahne am Kreuz sowie die umlaufenden Buchstaben und Zahlen: „IOCHIM“, also Jochim, „ANNO 1739“. Auf der anderen runden Eisenplatte ist ein Reiter mit einen Pfeil in der Hand auf einem springenden Pferd abgebildet. Der eingravierte Name lautet: MARGRETA WULFS. Vermutlich erhielt diese Frau zur Hochzeit im Jahre 1739 das Waffeleisen von ihrem Bräutigam Jochim als Brautausstattung geschenkt. Beim Backen der Waffeln übertrugen sich die Gravuren auf jede einzelne Waffel, so dass ein individuelles Backwerk entstand.
Die Waffeleisen wurden von den örtlichen Schmieden gefertigt und waren kostbar in der Anschaffung. Das Kucheneisen wurde nur zu besonderen Gelegenheiten und Festtagen wie Hochzeiten, Weihnachten und Neujahr genutzt.
Frisch auf den Tisch
Der Teig war ursprünglich einfach und bestand aus Roggenmehl, Wasser, Honig, Anis und Salz. Zum Backen legten die Frauen das Eisen zum Erhitzen auf das offene Feuer. Für den nächsten Schritt wurde eine weitere Person benötigt. Während die eine das heiße Eisen herausholte und öffnete, rieb die zweite Person die Innenseiten mit einer Speckschwarte ab, um ein Ankleben des Kuchens zu verhindern. Der Teig wurde in kleinen Portionen zu Kugeln gerollt, jeweils in die Mitte des heißen Waffeleisens gelegt und zu einer dünnen Platte zusammengedrückt. Das Zusammendrücken durfte nur vorsichtig geschehen um ein Auslaufen des Teigs zu vermeiden. Dann kam das Eisen wieder auf das offene Feuer der Herdstelle und die Waffel war nach mehrmaligen Wenden fertig zum Verzehr. In der Waffelbäckerei gilt früher wie heute: frisch zubereitet und noch warm, schmecken die Waffeln am besten.
Inventarnummer: A-1003
Datierung: 1739
Material: Eisen
Maße: 99 cm x 14 cm x 5 cm (lxbxt)
Hersteller: Unbekannt
Standort: Konrad-Struve-Haus der Ortsgeschichte