Druckgrafik „Elmshörnerschiffer“ von Christoffer Suhr
Die im Aquatinta Verfahren hergestellte Druckgraphik „Elmshörnerschiffer“ des Hamburger Künstlers Christoffer Suhr erlaubt uns einen Ausflug in die Elmshorner Hafengeschichte. Insbesondere seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert veränderte sich bis heute nicht nur der Hafenbereich grundlegend, sondern auch die Lebensbedingungen für die Bevölkerung Elmshorns. Verstärkt setzte sich früh der Handel per Schiff als ein Gewerbe durch, das bis ins Ende des 20. Jahrhunderts noch von Bedeutung war. Die Bedeutung der Krückau liegt vor allem darin, dass schon früh mit Hamburg wirtschaftliche Beziehungen geknüpft werden konnten.
Das Blatt 34 stammt aus einem 50-seitigen Zyklus über „Kleidertrachten in Hamburg“ – gefertigt zwischen 1801 und 1806. Die Radierung ist eine Spende des Fördervereins anlässlich der Eröffnung der Schausammlung im Konrad-Struve Haus der Ortsgeschichte im Februar dieses Jahres.
Bei dem Motiv handelt es sich um drei Schiffer, die vom Künstler Suhr als „Elmshörnerschiffer“ betitelt werden. Der 1771 in Hamburg geborene Christoffer Suhr schuf unter anderem eine Reihe von einzeln aufeinander folgenden Blättern mit Kleidertrachten aus Hamburg und den umliegenden Gegenden. Eine zeitgenössische Rezension in der Allgemeinen Literatur-Zeitung vom März 1807 berichtet: „Die ausgezeichneten Trachten der unteren Stadtklassen, und der Bewohner der umliegenden Gegenden, die letzteren meistens sehr originell, sind zu diesen Darstellungen gewählt, und mehrere derselben zugleich als Sitten- und Industrie-Gemälde anzusehen.“ Neben Dienstmädchen finden sich Zuckerbäcker, Marktfrauen, Köchinnen, Wasserträger, Torfschiffer und eben auch die Schiffer aus unserer Krückaustadt. Wer im Einzelnen dargestellt ist, ist nicht überliefert. In der Rezension heißt es dazu „Die Zeichnung der Figuren ist correct, ihr Ausdruck wahr und sprechend (vielen sieht man sogar die Portraitähnlichkeit an, da Herr Suhr Individuen sich zu Modellen der Zeichnung nahm).“
Es gibt von Suhr selbst keine Texterläuterungen zu der Kleidertrachtenreihe. Erst im Neudruck der Reihe 1838 gibt das Vorwort von J. Heckscher zu den Schiffern folgenden Erläuterungstext:
„In dem bunten Straßenbilde des alten Hamburgs mögen auch die Elmshörner Schiffer durch ihre eigenartige Tracht leicht die Aufmerksamkeit auf sich gezogen und die Veranlassung gegeben haben, sie dem Hamburgischen Trachtenwerke einzureihen, denn die Schiffahrt von Elmshorn nach Hamburg oder umgekehrt hatte namentlich für den Großhandel keine Bedeutung. Die Schiffer kamen auf der Krückau in die Elbe und brachten Ziegel, Torf, Stroh u.a. m. nach Hamburg, wo sie Frachtgüter nach Elmshorn wieder aufnahmen. Ihr Hauptbetrieb war aber die Börtfahrt, die sie an den holsteinischen und dänischen Küstenstrecken betrieben; auch sind sie früher an der Grönlandfahrt und dem Walfischfang beteiligt gewesen. Der dicke Schiffer mit den großen silbernen Knöpfen an seinen Beinkleidern ist vielleicht der Eigentümer des Ewers, der zweite ein Steuermann und der dritte, der so weltvergessen über die Barriere schaut und aus seinem Brösel raucht, ein Matrose. Die Elmshorner Schiffer verkehrten am Kehrwinder 29 bei Michaelsen, wo auch Güter für Elmshorn angenommen wurden. Die Schiffe gingen wöchentlich ab und zu.“
Der Elmshorner Heimatforscher Konrad Struve verwendet in seiner „Geschichte der Stadt Elmshorn“ 1956 eine Nachzeichnung der „Elmshörner Schiffer“, der Zeichner ist unbekannt. Hier sind die Schiffer erstmals handschriftlich mit Namen von Klostersander Schiffern versehen:
Claus Matthias Stockfleth (links), Johann Bruhn (Mitte) und Ernst Christoffer Minck (rechts). Ein Beleg für diese namentliche Zuordnung fehlt jedoch.
Einen ganz anderen Bezug erlangt das Motiv der drei Schiffer in einer weiteren Abbildung, die sich noch heute in Elmshorn öfter vorfinden lässt. Es ziert seit 1974 das Etikett des Elmshorner Aquavits „Lütten-Klostersander“. Der Grafiker nahm den Druck von Suhr als Motivvorlage für das Etikett. Hintergrund war die neue Markenbildung, vorher hieß der Aquavit „Edelweiß“.
Inventarnummer: 2013 – 0001
Datierung: 1802 – 1806
Herkunft: Hamburg
Material: Papier
Maße: 36,5 x 32,5 cm
Technik: Radierung, Aquatinta, handkoloriert
Standort: Konrad-Struve-Haus der Ortsgeschichte