Süßer Genuss
Hätten Sie’s gewusst? Wer eine Ausrede braucht, um den ganzen Tag lang ohne schlechtes Gewissen Waffeln essen zu können, für den hält der Jahresverlauf eine unerwartete Möglichkeit parat, denn am 25. März ist der internationale Tag der Waffel. Den religiös Gefestigteren mag er jedoch eher als Mariä Verkündigung bekannt sein. Obwohl Waffeln als Gebäck aus Mehl und Wasser, hauchdünn zwischen zwei verbundenen Eisenplatten gebacken, ihren Anfang als religiöses Fest- und Fastengebäck genommen haben, verbindet beide Feiertage nur ein phonetischer Zufall.
Der Weltwaffeltag stammt ursprünglich aus Schweden. Dort ist die Tradition des Waffeltages – Våffeldagen – bereits seit dem 17. Jahrhundert dokumentiert. An diesem Tag wurde auf althergebrachte Weise das Fest Mariä Verkündigung begangen, das der Verkündigung der Geburt Jesu Christi durch den Erzengel Gabriel an die Jungfrau Maria gedenkt. Im Schwedischen wird dieser Tag als Vårfrudagen, also Liebfrauentag bezeichnet. Nach dem Volksglauben führte die klangliche Ähnlichkeit beider Wörter dazu, dass am 25. März neben dem religiösen Fest schließlich auch die Waffel gefeiert wurde.
Ob puristisch mit Puderzucker bestäubt oder reichhaltig mit Früchten, Vanilleeis und Sahne serviert, die beiden am weitesten verbreiteten Waffelvarianten kennt wohl jeder. Zum einen die dicken, rechteckigen Brüsseler Waffeln mit ihren tiefen Mulden und zum anderen die rundlichen Bergischen Waffeln mit ihren herzförmigen Segmenten. Auch die dünnen Waffeln sind unter den Begriffen Hippe oder Eiserkuchen gut bekannt. Das Objekt des Monats mag dem Betrachter jedoch zunächst Rätsel aufgeben.
Die etwas andere Waffel
Die „Waffelbäckerei“ der Firma GFS stammt aus den 1950er Jahren. Sie enthält zwei unterschiedlich geformte Aufsätze und einen einfach gebogenen Metallstab mit Griff sowie eine Gebrauchsanleitung mit süßen und herzhaften Rezepten. Eine weitere Ausführung mit einem zusätzlichen dritten Aufsatz in Form eines Schmetterlings war ebenfalls erhältlich. Aber wie soll man damit Waffeln backen? Wird der Teig mit dem Aufsatz während des Backens in Form gehalten? Nicht ganz, denn hierbei handelt es sich eigentlich um ein frittiertes Gebäck. Die Gebrauchsanleitung bringt Licht ins Dunkel:
„Man schraube den Griff in eines der beiden Eisen und lege die Rosette in heißes Fett, Oel oder Parafin, um sie zu erhitzen, bevor sie in den Teig getaucht wird. Der Teig darf nicht über den Rand des Eisens hinausgehen, dann tauche man die Rosette mit dem anhaftendem Teig wieder in das heiße Fett und lasse dieselbe ca. 20-25 Sekunden darin, bis die Waffel leicht angebräunt ist.“
Der flüssige Teig aus Mehl, Milch Zucker und Eiern legt sich wie ein dünner Film um die heiße Eisenform und lässt sich dann nach dem Ausbacken ganz leicht ablösen. Das so entstandene dünn-knusprige Gebäck erinnert geschmacklich an Pfannkuchen und hat viele Namen. Es ist als Rosettenwaffel oder Rosenküchle bekannt, war die Eisenform spiralförmig, auch als Sprungfeder oder Spreewaldschleife. Noch heiß mit Puderzucker bestäubt war es eine beliebte Nascherei an Feiertagen oder Kindergeburtstagen und wurde auch auf Jahrmärkten verkauft. Der Überlieferung nach war es zunächst eine Verlegenheitslösung, wenn plötzlicher Besuch vor der Tür stand und die Hausfrau keinen Kuchen parat hatte. Ein Roseneisen galt daher – ganz Wink mit dem Zaunpfahl – als klassisches Hochzeitsgeschenk der Schwiegermutter an die Braut, wenn diese in die Koch- und Backkünste der Schwiegertochter kein allzu großes Vertrauen hatte.
Auch wenn das mehr als 200 Jahre alte Backwerk etwas in Vergessenheit geraten ist, kann man Roseneisen inzwischen wieder kaufen oder ein Exemplar auf dem Flohmarkt ergattern. Probieren Sie es doch mal aus!