Bunte Eier im Karton
Sie sind blau, grün und orange, haben unterschiedliche Größen, Tupfen und Flecken. Mit ihrer Aufmachung erinnern sie an die bunt bemalten Ostereier, die schokoladig gefüllt im Osternest liegen oder bunt bemalt und dekorativ in Sträuchern hängen. Bei dem Objekt des Monats handelt es sich jedoch nicht um schmückendes Osterbeiwerk, sondern um die Vogeleiersammlung des späteren Holzmühlenbesitzers Christian Eduard Friedrich Junge. Nachdem er sie gesammelt hatte, blies Junge die Eier vorsichtig aus, versah sie mit Nummern und notierte auf einem Zettel, von welchem Vogel das entsprechend nummerierte Ei stammte. Diese Sammlung bewahrte er in einem mit grünem Papier verkleideten Karton auf, in dem die Eier vorsichtig auf einer Watteunterlage ablegte wurden. In den Deckel klebte er die recherchierten Informationen zu den einzelnen Eiern.
Der 1838 geborene Junge wurde kein Vogelkundler, sondern in Elmshorn bekannt als Inhaber der Windsägemühle Junge. Als zweitältester Gewerbebetrieb der Stadt existierte die Firma Holz Junge bereits, als Christian Eduard Friedrich Mitte des 19. Jahrhunderts auf Eiersuche ging. Die 1753 gegründete Windsägemühle wurde im Jahr 1829 von der Familie Junge übernommen. Die Firma Holz Junge kann in diesem Jahr auf eine 265-jährige Geschichte als Holz- und Baustoffhandel in Elmshorn zurückblicken.
Die älteste Holzsägemühle in Elmshorn
Gemeinsam mit seinem Bruder übernahm Christian Eduard Friedrich Junge den Holzbetrieb 1905 von seinem Vater. Die Elmshorner Sägemühle befand sich unmittelbar am Flussufer der Krückau. Die in Hamburg per Schiff ankommenden Holzstämme wurden im Hamburger Hafen zu Flößen zusammengebunden und zur Krückaumündung geschleppt. Mit dem Erreichen der Mündung erhielt Holz Junge die Nachricht „Dat Holt is dor“ und mit einem Kahn fuhren mit ablaufendem Wasser 12 Mann mit Starken, Äxten, Tauen und Proviant nach Seestermühe. Dort angekommen lösten die Männer das Floß auf und stellten die Stämme zu einem Dutzend kleinerer Einheiten neu zusammen. Die Tide trug die Flöße auf ihren glitschigen Rundhölzern flussaufwärts. Im firmeneigenen Stichhafen von Holz Junge wurden die Stämme mithilfe einer Windenvorrichtung aus dem Wasser herausgezogen und im Sägewerk bearbeitet. Der Transport von Holzstämmen als Floß auf dem Wasser war bis in das 20. Jahrhundert hinein eine gängige Methode.
Neben dem Transport bot sich die Krückau auch als hervorragender Lagerort an. Das zugeschnittene Holz lagerte im Krückauwasser und war dadurch vor Bakterienbefall und vor Austrocknung geschützt. Dieses Wasserlager existierte bis in die 1950er Jahre. Das in der Sägemühle gefertigte Schnittholz wurde letztendlich per Schiff zu den Kunden geliefert.
Warum eigentlich Ostereier?
Wer sich in jedem Jahr wieder fragt, was bunt bemalte Eier mit der christlichen Auferstehungsfest zu tun haben, soll nun die Auflösung erhalten: Der Brauch, Eier zum Osterfest zu verschenken, ist auf das christliche Fasten zurückzuführen. Zwischen Aschermittwoch und dem Sonnabend nach Karfreitag wurde traditionell auf den Verzehr von Fleisch und anderer tierischer Produkte verzichtet. Hierzu zählten auch Eier. Da Hühner sich durch die Fastenzeit der Menschen jedoch nicht davon abhalten lassen, Eier zu legen, wurden diese bis zum Osterfest gesammelt. Nach der Fastenzeit ließen die Menschen die gesammelten Eier in der Kirche weihen, um sie im Anschluss bunt verziert zu Ostern zu verschenken.
Die naturschönen Eier aus der Sammlung von Christian Eduard Friedrich Junge wurden anlässlich des Osterfestes aus dem Depot des Industriemuseums Elmshorn geholt und sind das erste Mal seit 150 Jahren für kurze Zeit in der Ausstellung im Erdgeschoss zu sehen. Während der Osterfeiertage kann das Museum zu den regulären Öffnungszeiten besucht werden. Zudem haben alle Interessierten am Ostermontag zwischen 14.00 und 17.00 Uhr die Gelegenheit, einen letzten Blick in die aktuelle Sonderausstellung „opera oblivia – Beispiele vergessener Handwerkskünste aus der Sammlung Manuel Zint“ zu werfen.
Inventarnummer: 2015-0771
Datierung: 1850er Jahre
Material: Kalk (Eierschale), Karton, Papier
Maße (Karton): H: 5 cm, B: 18,5 cm, T: 11,5 cm
Sammler: Christian Eduard Friedrich Junge
Standort: Sondervitrine im Erdgeschoss des Industriemuseums Elmshorn