Dampfmaschine 1990/0337
Die im Industriemuseum Elmshorn ausgestellte Dampfmaschine wurde 1952 von der Rheinmetall-Borsig Aktiengesellschaft gebaut. Borsig war eine deutsche Maschinenbaufabrik mit Sitz in Berlin. 1840 fertigte Borsig die erste eigene Dampflokomotive an, später wurde das Unternehmen zeitweise der größte Lokomotivenlieferant in Europa, fertigte aber auch Dampfmaschinen.
Eine dieser Dampfmaschinen steht nun im Industriemuseum im Eingangsbereich. Nach der schweren Sturmflut 1962 erwarb die Hefefabrik Asmussen in Elmshorn diese stehende Kapsel-Dampfmaschine, um bei Stromausfällen (z.B. durch Überflutungen) selbst Strom produzieren zu können. Diese Dampfmaschine treibt also nicht mehr über das Schwungrad mit Hilfe von Transmissionen Maschinen an, sondern einen Generator zur Stromerzeugung. Im Kesselhaus musste mit Kohlenfeuerung genügend Dampf als Antriebsenergie für die Dampfmaschine erzeugt werden. Hier arbeitete der Heizer in Dampf und Hitze.
Das Industriezeitalter begann mit der Dampfmaschine, die die erste eigenständige Antriebsmaschine in der Geschichte der Technik war. Die Dampfmaschine war nicht an einen Standort gebunden wie zum Beispiel das Wasserrad und erzeugte eine gleichmäßige Antriebskraft, die keinen Schwankungen unterworfen war.
1783 wurde in Deutschland die erste Dampfmaschine in Betrieb genommen. In den eher landwirtschaftlich geprägten Herzogtümern Schleswig und Holstein erfolgte der erste Dampfmaschineneinsatz jedoch erst 1824 in einer Tuchfabrik in Neumünster. Insgesamt scheuten zunächst viele Fabrikanten die hohen Investitionen, so dass in den Herzogtümern Dampfmaschinen erst ab Ende der 1830er Jahre zunahmen. Eingesetzt wurde die neue Antriebsart zunächst vor allem in Ölmühlen, Kornmühlen, Eisengießereien, Zuckerraffinerien und Textilfabriken.
In Elmshorn begann das Dampfzeitalter 1838 in einer Papierfabrik am Mühlendamm. Weitere Dampfmaschinen folgten 1842 in der Ölmühle von Michel Junge am Alten Markt und bis 1844 in zwei Kornmühlen. Im Jahr 1854 existierten fünf „Dampf-Branntweinbrennereien“ und die „Mechanische Weberei Elmshorn“ war bei ihrer Gründung 1855 gleich mit Dampfkraft ausgerüstet.
Die Museums-Dampfmaschine steht jetzt seit 20 Jahren im Gebäude in der Catharinenstraße. Der Abbau bei der Firma Asmussen, der Transport ins Museum und der Aufbau war schwierig, fast wäre das Projekt seinerzeit gescheitert. Der ehrenamtliche Museumsmitarbeiter Gerd Schuldt war mit einem Mechaniker 45 Stunden allein mit der schwierigen Demontage beschäftigt. Mithilfe des Technischen Hilfswerks und des Betriebshofes erfolgte die Verladung der zerlegten Dampfmaschine auf zwei LKWs. Ein großer Kranwagen des THW fuhr auf den kleinen Innenhof des Industriemuseums und lud die Einzelteile von den Lastern auf so genannte Panzerrollen. Ein eigens im Gebäude angebrachter Stahlträger ermöglichte den Aufbau der Maschine. Das Oberteil musste mittels eines Hubzuges hochgezogen werden, damit das Unterteil daruntergezogen werden konnte. Das Oberteil wiegt ca. 2 Tonnen.
Bei Führungen kann die Dampfmaschine vorgeführt werden, allerdings mit einem Trick: ein Elektromotor und nicht Dampfkraft treibt die Maschine an.
Zylinderdurchmesser: 346/346 mm, 250 mm HUB
Frischdampf-Druck: 12 Atü, Gegendruck 0,5 Atü
Frischdampf Temperatur: 300° C
Ind. Leistung: 565 PS bei 500 Umdrehungen die Minute
Fabriknummer: 25-8853
Baujahr: 1952/64