Geographieunterricht der besonderen Art
Welche Stadt befindet sich nahe der dänischen Grenze? In welches Meer mündet die Elbe? Und wo liegt noch mal der Watzmann? Die Wandkarte im 3. Obergeschoss des Industriemuseums zeigt nicht nur die gesamte Fläche des „Deutschen Reiches“ in den 1920er und frühen 1930er Jahren, sondern bietet bis heute Gelegenheit, die eigenen Geographiekenntnisse unter Beweis zu stellen. Verbindet man einen der Punkte auf der Karte mit dem richtigen Namen der entsprechenden Stadt, des Gebirges, des Flusses oder des Berges, leuchtet ein Lämpchen auf und teilt somit auch visuell den Erfolg der richtigen Antwort mit. Die Technik dahinter ist ebenso simpel wie funktional: mit Hilfe von Kontakten, die durch ein Kabel miteinander verbunden sind, schließt sich bei einer richtigen Antwort ein Stromkreis und die Kontrollleuchte erhellt sich.
Früher Fortschritt im Klassenzimmer
Entwickelt wurde die Karte von einem Lehrer der Grundschule Klein Nordende-Lieth. Das Prinzip der Selbstkontrolle folgt reformpädagogischen Ansätzen der Montessori-Lehrmethode, die seitens der Schulleitung seit den 1920er Jahren verfolgt wurde. Diese hat die Schule bis heute beibehalten. Die Fortschrittlichkeit der jetzigen Grundschule zeigte sich bereits in der ersten Elternbeiratswahl 1920. Gemeinsam mit den Lehrerinnen und Lehrern besprachen die Mitglieder neue pädagogische Methoden, legten einen Schulgarten an oder berieten die kostenlose Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien und Lehrmitteln. Bereits 1988 wurde die erste sogenannte Integrationsklasse eingeführt, in der Kinder mit und ohne Beeinträchtigung gemeinsam unterrichtet wurden. Der Vorsatz, vermehrt auf die individuellen Bedürfnisse der Schülerinnen und Schüler einzugehen, führte dazu, dass sowohl Lehrkräfte anderer Schulen als auch Studierende Fortbildungsveranstaltungen sowie Unterrichtseinheiten zum integrativen Unterricht besuchten.
Ein Klassenraum für alle Kinder
Die Grundschule Klein Nordende-Lieth wurde bereits 1894 errichtet, brannte jedoch noch im selben Jahr nieder. 1895 begannen die Neubauarbeiten. Damals wurden alle 78 Schülerinnen und Schüler der Unter-, Mittel- und Oberstufe in einer Klasse unterrichtet. Da die Zahl der Schulkinder stetig stieg, wurde 1900 ein zweiter Klassenraum angebaut. Fortan erfolgte eine Teilung der Schülerinnen und Schüler nach Jahrgängen: die jüngeren Kinder der ersten bis vierten Klasse wurden gemeinsam unterrichtet, wohingegen die zweite Klasse sich aus insgesamt fünf Jahrgängen, bestehend aus älteren Kindern, zusammensetzte. Weitere zehn Jahre später erfolgte der Umzug der Schule in ein neu errichtetes Gebäude.
Eine Besonderheit der heutigen Grundschule Klein Nordende-Lieth war die 1926 errichtete Badeanstalt, welche seit der Mitte der 1950er Jahre als Fischteich genutzt wurde und heute ein Feuerlöschteich ist.
1994 wurde die beinahe 100 Jahre alte Wandtafel auf dem Dachboden der Schule gefunden. Als Spende ging sie kurze Zeit später in den Besitz des Museums über und ist auch heute noch voll funktionstüchtig. Im Rahmen von Führungen kann die Tafel ausprobiert werden.
Wie der Schulbesuch sich in den vergangenen 100 Jahren verändert hat, erfahren Sie in unserer Dauerausstellung im 3. Obergeschoss des Museums. In der Museumsschule können Groß und Klein Schulregeln einüben sowie das Schreiben mit Griffel auf Schiefertafeln oder mit Tinte und Feder üben.
Inventarnummer: 2017-0180
Datierung: 1920er Jahre
Material: Holz, Kunststoff, Glas, Metall, Lack
Maße: 92 x 121 x 4,5 cm
Nutzungsort: Grundschule Klein Nordende-Lieth
Standort: Dauerausstellung, 3. OG, Industriemuseum Elmshorn