Badeanzug um 1920
Das Objekt des Monats Juli ist passend zum traumhaften Sommerwetter ausgesucht: ein knallroter Badeanzug aus der Zeit um 1920 aus leichtem Baumwollstoff mit weißem Kragen.
Ab 1800 geriet das Baden und Erholen am Meer aus gesundheitlichen Gründen ins Bewusstsein. Es entstanden die ersten Seebäder, Genesungsbedürftige setzten sich der würzigen Luft und den salzhaltigen Wellen aus – wenn auch nur sehr kurz wie vom Arzt verschrieben. Bäderreisen konnten sich ebenso wie die Bildungsreisen nur Adlige und Großbürger leisten. Schnell entstanden luxuriöse Promenaden, Pavillons und Hotelanlagen, die dem Vergnügen und der Repräsentation Genüge taten. Mit der Verbreitung von Eisenbahn und Dampfschiff konnten Entfernungen rascher und sicherer überbrückt werden. In der Folge verlor das Reisen mehr und mehr an Exklusivität.
In den 1920er Jahren entwickelte sich vielfältige Bademode, die bereits Sonne an die Haut ließ. Statt wie zuvor die Geschlechter zu trennen, findet ein fröhliches Miteinander von Männern und Frauen statt.
Die große Mehrheit der Familien konnte bis in die 1950er Jahre hinein allenfalls einen Ausflug in die Sommerfrische unternehmen. Die Freizeit war knapp bemessen, nur der Sonntag bot Raum für dieses Vergnügen. Allerdings auch nur der Sonntagnachmittag, da der Vormittag dem Besuch der Kirche vorbehalten war. Die Ausflugsziele lagen daher in der Nähe. Besucht wurden von der Elmshorner Bevölkerung die Parkanlagen der Stadt am Probstenfeld und an der Kaltenweide oder die Spaziergänge führten entlang der Chausseen wie Kaltenweide mit den schönen Vorgärten und dem Stadtpark. Beliebt war auch der Besuch der oberen Krückau, die zu einer Ruderpartie oder zum Baden einlud. In Fußnähe war Sibirien mit dem gleichnamigen Ausflugslokal ein attraktives Ziel, ebenso wie der Wald in Lieth, der in einen „hochwertigen, höchst anziehenden Ausflugsort“ mit Teichanlage, Kinderplanschbecken, Aussichtspunkt und Rosengarten verwandelt worden war und mit „malerischen Wegen zum stundenlangen Wandern“ einlud.
Mit der zunehmenden Mobilität größerer Bevölkerungsgruppen nahm die Bedeutung der Ausflugsziele rund um Elmshorn zu. Ob nun zu Fuß, mit dem Fahrrad, per Autobus, PKW, Zug oder Boot – beliebte Ausflugsziele waren die Elborte Wedel, Hetlinger Schanze, Haseldorf, Seestermühe, Kollmar und Glückstadt, Barmstedt mit dem Rantzauer See und Wassermühle, Uetersen mit dem Rosarium sowie sehenswerte Orte in Hamburg.
Neben dem Naturerlebnis, der Besichtigung sehenswerter Dinge und einem erfrischenden Bad stand die Einkehr in einer der zahlreichen Ausflugslokale ganz oben auf Wunschliste der Sommervergnügen.
Inventarnummer: 2008-0045
Datierung; um 1920
Material: Baumwolle
Standort: Industriemuseum Elmshorn / Depot