Spielzeug mit Tradition
Das Objekt des Monats kommt dieses Mal aus der Sonderausstellung „Alles rosa, alles blau?! Kinderwelten gestern und heute“ des Industriemuseums Elmshorn: es handelt sich um eine elektrische Modelleisenbahn in Spurweite 0 des Herstellers Karl Bub Nürnberg von 1937. Die Firma Karl Bub Nürnberg wurde im Jahre 1851 von Karl Bub gegründet und stellte zunächst lackierte Blechspielwaren mit und ohne Uhrwerkantrieb her. Um 1905 spezialisierte sich das Unternehmen dann auf die Herstellung von Auto- und Eisenbahnmodellen mit Uhrwerkantrieben. Der Uhrwerkantrieb ist eine Antriebsart, bei der mithilfe eines kleinen Schlüssels, der dem in alten Uhren ähnelt, eine Metallfeder gespannt wird, die das Fahrzeug antreibt und die nach einer bestimmten Zeit wieder aufgezogen werden muss. In den Eisenbahnmodellen wurden nun aber auch vermehrt elektrische Antriebe verbaut, was zur damaligen Zeit noch eine Besonderheit war.
Der Herzenswunsch vieler Kinder
Wie so viele andere Hersteller auch, versuchte Bub mit seinen Produkten den damaligen Zeitgeist in seinen Produkten wider zu spiegeln. Mit Modellen der damals wie heute legendären Triebzüge „Fliegender Hamburger“ und „Schienenzeppelin“ begeisterte die Firma Karl Bub Nürnberg die Kunden. Dabei fokussierte sich Bub allerdings mehr auf Funktionsmodelle als auf möglichst detailreiche Originalnachbauten: mit mehreren Fahrstufen und Beleuchtung vorne (bei den Größeren auch Beleuchtung hinten) und mit Anschlussmöglichkeiten für Zugbeleuchtung waren die Modelle zum Spielen sehr attraktiv und ihrer Zeit voraus. Die Attraktivität zum Spielen war bei den damaligen Bahnmodellen sehr wichtig, denn ähnlich wie heute Smartphone oder Konsole war die Modelleisenbahn damals für viele Kinder der Herzenswunsch schlechthin. Und wenn es die ersehnte Bahn dann tatsächlich gab, wurde sie meist nur zu Weihnachten aufgebaut und sonst den Rest des Jahres weggeschlossen und sorgsam gehütet.
Verkleinerte Realität im Kinderzimmer
Bei der hier im Museum abgebildeten Karl Bub Bahn handelt es sich um einen Zug der Nenngröße null. Die Nenngröße definiert den Verkleinerungsmaßstab und sagt nichts über die Spurweite aus. Heute gängige Nenngrößen sind etwa G, 1, 0, H0, TT, N und Z. Der Zug wäre im Maßstab 1:48 verkleinert, wenn er ein originales Vorbild hätte. Ausgestellt sind eine schwarze Schlepptender Dampflok mit zwei Glühbirnen als Frontbeleuchtung und zwei grün lithographierte Waggons, der Personenwagen 1521 und der Zugführerwagen 1587 von 1939. Die Lok ist 21 cm lang, 7cm breit und 10 cm hoch. Zudem werden ein zeitgemäßer Transformator aus dem Jahr 1901, einige Schienen, eine Bahnschranke und ein Bahnhof mit Lichtanschluss, was damals nicht unbedingt Standard war, gezeigt. Die Firma Karl Bub Nürnberg gehört zu den Wenigen Herstellern, die schon in den 1930er Jahren über ein Eisenbahn-Vollsortiment verfügte. Die Stromversorgung der Lokomotive geschieht per Wechselstrom über das heute außer bei Märklin kaum noch verbreitete Mittelleitersystem. Bei den Bahnen anderer Hersteller kommt der Strom über die unterschiedlich geladenen Schienenstränge zu der Lok. Die Besonderheit des Mittelleitersystems ist, dass beide Schienenstränge negativ geladen sind, während in der Mitte ein dritter, positiv geladener Strang verläuft, von dem die Lok ihren Strom nimmt. Diese Modellbahn, die einst sicher der wohlgehütete Schatz eines Kindes war, ist ein sehr interessantes Ausstellungsstück und noch voll funktionstüchtig! Noch bis zum 3. Dezember ist sie in der Sonderausstellung „Alles rosa, alles blau?! Kinderwelten gestern und heute“ im 2. Obergeschoss des Industriemuseums zu sehen.
Inventarnummer: 2015-0427
Datierung: 1930er Jahre
Material: Metall
Maße: L: 21, B: 7, H: 10 cm
Standort: Sonderausstellung, 2. OG, Industriemuseum Elmshorn