Aquarell „Der Turm von Elmshorn 1881“ von Heinrich Lange
Über 200 Jahre hatte die 1660 wieder errichtete Elmshorner Nikolaikirche keinen Turm. Erst 1880/81 erfolgte der Bau des neugotischen Kirchturms nach einem Entwurf von Eberhard Hillebrand, Hannover. Wie viele Einwohnerinnen und Einwohner war auch Heinrich Lange stolz auf das neue Bauwerk und hielt die neue Ansicht der St. Nikolaikirche von der Marktstraße aus in einem Aquarell fest.
Rechts ist das Schaufenster des Hutmachers M. Kruse dargestellt. Vor der Kirche fährt ein offener Zweispanner, links davon ein Mann der anscheinend eine qualmende Zigarre in der Hand hält. Der Maler Heinrich Lange hat sich vermutlich auf diesem Bild selbst mit dargestellt: ganz rechts ist ein gebeugter alter Mann mit weißen langen Haaren und Gehstock zu sehen. Heinrich Lange war zur Zeit des Turmbaus bereits 66 Jahre alt.
Heinrich Lange wurde am 4. April 1815 in Elmshorn unehelich geboren. Er verdankte sein Leben einer romantischen Liebesgeschichte mit tragischem Ende. 1813/14 war Elmshorn von den Kosaken besetzt und ein russischer Offizier verliebte sich in „das schönste Mädchen des Ortes Anna Abel Wortmann“. Die Eltern des Offiziers verhinderten die Heirat, so dass Heinrich als Stiefsohn des Schuhmachers Lange aufwuchs. Er erhielt Privatunterricht bei der Malerin Henriette Morthorst, der Tochter des Fleckensgevollmächtigten. 13 Gemälde von Lange sind im Museumsbestand und zeigen Ansichten von Elmshorn im 19. Jahrhundert. Heinrich Lange übte viele Tätigkeiten aus, unter anderem fuhr er den Kugelpostwagen, betrieb ein Fuhrgeschäft, betätigte sich als Gastwirt und gründete den Theaterverein „Thalia“. Er verstarb im hohen Alter von 97 Jahren am 26. Mai 1912.
Das Aquarell stammt aus dem Nachlass der Heimat- und Familienforscherin Grete Athen, die im Mai 2010 im Alter von 98 Jahren verstorben ist. Bereits als Jugendliche erweckte das Geheimnis von sechs Truhen auf dem Dachboden des Elternhauses in der Elmshorner Kirchenstraße das Interesse an der Heimatgeschichte. Bis weit in das neunte Jahrzehnt war die sehr versierte, fleißige Grete Athen aktiv und hinterließ dann auch ein umfassendes Archiv und eine lange Reihe von Veröffentlichungen.
Das Aquarell „Der Thurm von Elmshorn 1881“ ist im Konrad Struve-Haus der Ortsgeschichte in der Bismarckstraße 1 ausgestellt. Weitere fünf Ansichten Elmshorns von Lange sind als Reproduktionen ebenfalls in der Schausammlung zu finden. Die Originale befinden sich aus konservatorischen Gründen im Magazin des Industriemuseums Elmshorn.
Künstler: Heinrich Lange
Datierung: 1881/82
Inventarnummer: 2010-0127
Größe im Rahmen: H 69 cm x B 52 cm