Sammelfieber mit „Echte Wagner Margarine“
Noch bis zum 6. September können sich Besucher und Besucherinnen des Industriemuseums in die Welt der kleinen bunten Bildchen entführen lassen: Die erfolgreiche Sonderausstellung „Heiß begehrt und viel getauscht“ zeigt Sammelbilder und –figuren Elmshorner Firmen. Neben den Bildern der Köllnflockenwerke gehören die Sammelalben und später die kleinen Figuren der Holsteinischen Pflanzenbutterfabriken Wagner & Co. zu den bekanntesten Sammelobjekten aus Elmshorn.
Die ersten Sammelbilder aus Elmshorn
Die Firma Wagner griff damit 1928 als erstes Elmshorner Unternehmen eine seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert entstandene Marketingstrategie auf. Über die Beigabe von bunten Sammelbildern sollten Kunden an den Kauf ganz bestimmter Produkte gebunden werden. Wie wichtig dies für die Bewerbung von Marken war, zeigt auch das Objekt des Monats August. Das Werbeblatt der Firma Wagner von 1928 verspricht bei jedem Kauf von einem Pfund Margarine der Sorte „Echte Wagner“ ein kunstvoll gestaltetes Sammelbild – und wer 100 dieser Bilder gesammelt hatte, sollte sogar das passende Album als Geschenk erhalten. Das Werbeblatt stammt ursprünglich aus einem Abreißblock und diente möglicherweise auch als Einwickelpapier für die Margarine in den Läden. In der Gestaltung des bunt bedruckten Papiers rückt dabei die Margarine als eigentliches Verkaufsprodukt in den Hintergrund. Vielmehr sollten die Sammelbilder die Kunden zum Kauf verlocken. Sprach der Firmeninhaber Heinrich Wagner (1897-1955) als „Onkel Heinz“ sonst üblicherweise gezielt Kinder als fleißige Bildersammler an, richtet sich das Werbeblatt in großen Lettern direkt an die Erwachsenen. Auch für sie seien die Bilder „interessant und wertvoll“.
Wissen als Margarine-Beigabe
In der Tat waren die Sammelalben nicht nur bei Kindern beliebt. Mit ihren bunten Bildern und kurzen Texten vermittelten sie anschaulich und unterhaltsam Wissen aus aller Welt: Tiere und Pflanzen, ferne Länder, das Weltall, Zukunftsvisionen, Märchen und Literatur, Geschichte, Sport, Filmstars, Technik und Verkehr… Die Bandbreite der Themen war schier unendlich. Diese Vielfalt spiegelt sich auch auf dem Werbeblatt von 1928 wider, das vier Bilder aus dem zweiten Wagner-Album zeigt. Links oben verspricht ein Runen einmeißelnder Germane aus der Serie zur Geschichte des Schreibwesens historisches Wissen, daneben ein Motiv aus den „Schildbürgerstreichen“ Humor und Unterhaltung. In der unteren Bildreihe lädt der Planet Saturn zum Staunen über die „Wunder des Himmels“ ein und die kämpfenden Irokesen sind Teil der Nacherzählung des Romans „Lederstrumpf“ als Bildergeschichte.
In den 1950er Jahren gab die Firma Wagner schließlich neben den Sammelalben auch bunte Murmeln und kleine Plastikfiguren als Beigaben zu ihrer Margarine heraus. Immer höhere Kosten sorgten 1954 dann jedoch für die Einstellung dieses Zugabewesens in der gesamten Margarine-Industrie. Die Firma Wagner, seit 1907 wichtiger Bestandteil der Elmshorner Lebensmittelindustrie, wurde 1976 geschlossen.
Mehr zu den Sammelbildern und –figuren von Wagner und anderen Elmshorner Unternehmen können Sie noch bis zum 6. September in der aktuellen Sonderausstellung im Industriemuseum sowie im spannenden Begleitkatalog „Heiß begehrt & viel getauscht – Sammelbilder und –figuren Elmshorner Firmen“ (Husum Verlag) erfahren. Der Katalog ist im Museum und im Buchhandel erhältlich.
Inventarnummer: 2015-0332
Datierung: 1928
Material: Papier
Maße: 32 x 23,5 cm
Hersteller: Holsteinische Pflanzenbutterfabriken Wagner & Co., G.m.b.H., Elmshorn
Standort: Industriemuseum Elmshorn