Jahrmarkt in der Schule
Bunt leuchtet ein Kettenkarussell im Hintergrund, ein Junge zeigt seiner Mutter, welchen bunten Luftballon er aus der großen Auswahl des Verkäufers mit dem Bauchladen haben möchte, reger Betrieb an der Bratwurstbude. Beim Betrachten des Bildes ertönen wie von selbst die Hintergrundgeräusche im Kopf, die wir mit einem Jahrmarkt verbinden: Die Musik aus den Lautsprechern der Fahrgeschäft, das Lachen der Besucherinnen und Besucher sowie die Geräusche aus den einzelnen Schaubuden, die einen Eindruck von dem vermitteln, was in den Zelten zur Schau gestellt und dargeboten wird.
Festgehalten ist all dies auf einem Schulwandbild aus dem Jahr 1967. Als Dachbodenfund hat es vor zwei Jahren seinen Weg aus der Grundschule in Kölln-Reisiek in die Sammlung des Industriemuseums gefunden und ist nun erstmals in der Sonderausstellung „Faszination Jahrmarkt“ zu sehen. Großformatige Darstellungen dieser Art waren vom späten 19. Jahrhundert bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts ein weit verbreitetes Unterrichtsmaterial in jeder Schulklasse.
Erste Schaubunden auf dem Jahrmarkt
Mit seiner Darstellung präsentiert das Schuldwandbild einen Jahrmarkt, den es in dieser Form heute nicht mehr gibt. Statt sich in so genannten Schaubuden oder Zelten zu präsentieren, treten Akrobaten, Seiltänzerinnen oder Zauberer heute vor allem in Zirkussen oder Varietés auf. Seinen Ursprung hat jedoch auch der Zirkus auf dem Jahrmarkt. Besser gesagt: Auf der Kirmes oder den ehemaligen Kram- und Viehmärkten. Auch in Elmshorn gab es viele Jahrhunderte vor dem ersten Rummel zunächst reine Verkaufsmärkte, zu denen sich seit dem 14. Jahrhundert auch vermehrt reisende Schaustellerinnen und Schausteller gesellten. Bestaunt wurden sie von den Besucherinnen und Besuchern entweder für ihre außergewöhnlichen Fähigkeiten, oder aber aufgrund ihres Aussehens. Lange Zeit galten Menschen, die äußerlich von dem abwichen, was vermeintlich „normal“ sei, als Attraktion auf Jahrmärkten. Als „Riesen“ oder „Liliputaner“ präsentierten sich in den Schaubuden beispielsweise besonders große oder besonders kleine Männer und Frauen.
Bei den Darbietungen in dem Zelt, das auf dem Schulwandbild abgebildet ist, handelt es sich jedoch nicht um die Zurschaustellung von Menschen mit besonderen körperlichen Eigenschaften. Zu sehen sind stattdessen Clowns in unterschiedlicher Kostümierung, welche die Besucherinnen und Besucher des Jahrmarkts erfreuen.
Lehrmaterial im Großformat
Schulwandbilder dienten vor allem dazu, im Unterricht behandelte Themen anschaulich zu präsentieren. Verwendung fanden sie häufig in Ergänzung zu Schul- und Sachbüchern. Entstanden sind sie in enger Zusammenarbeit zwischen Künstlerinnen und Künstlern sowie Pädagoginnen und Pädagoge. Durch den Einzug von technischen Neuerungen in den Schulunterricht verschwanden die klassischen Wandbildserien nach und nach aus den Klassenräumen. Abgelöst wurden sie zunächst durch Projektoren, später durch Computer und Beamer.
Im Industriemuseum finden Besucherinnen und Besucher Schulwandbilder in der Dauerausstellung im 3. Obergeschoss. Die Auswahl der Bilder zeigen die unterschiedlichen Themenschwerpunkte, die in den Ausstellungsräumen präsentiert werden. Das Schulwandbild zum Thema Jahrmarkt ist noch bis zum 12. August in der aktuellen Sonderausstellung „Faszination Jahrmarkt“ im 2. Obergeschoss zu sehen. Am Sonntag, den 29. April nimmt die öffentliche Museumsführung alle Interessierten mit, in die bunte Welt des Jahrmarkts einzutauchen.
Inventarnummer: 2016-0112-14
Datierung: 1967
Material: Papier, Kunststoff, Leinen
Maße: B: 91 cm, H: 64 cm
Künstler: D. Lordey
Hersteller: Lehrmittelanstalt Köster und Co.
Standort: 2. OG, Sonderausstellung „Faszination Jahrmarkt“, Industriemuseum