Mädchen mit Holzroller. Um 1930. Foto aus der Sammlung des Industriemuseums Elmshorn.
Freiheit auf Rädern
Mit einem Bein fest auf dem Trittbrett, mit dem anderen kräftig Schwung holen: Roller fahren ist für viele eine wesentliche Erinnerung an ihre Kindheit. In der Regel eines der ersten Fahrzeuge ihres Lebens, verleiht der Tretroller Kindern seit Generationen ein Gefühl von Freiheit und Unabhängigkeit. Sie können damit weitere Strecken zurücklegen und sich schnell und allein fortbewegen. Da bis in die 1960er Jahre ein eigenes Fahrrad für Kinder nicht selbstverständlich war, kam Rollern lange eine besondere Bedeutung für diese Bewegungsfreiheit zu.
Steiff: Mehr als Stofftiere
In seiner aktuellen Ausstellung zeigt das Industriemuseum einen Tretroller aus Holz von der Firma Steiff. Er stammt aus den 1930er Jahren. Die Räder sind rot und weiß mit Gummireifen, die Metallscharniere blau. Ursprünglich besaß der Roller unterhalb des Lenkers auch einen Richtungsanzeiger. Auf dem Holz lassen sich noch der Schriftzug „Steiff“ sowie das Logo mit dem Bärenkopf erkennen.
1880 von Margarete Steiff gegründet, ist die Firma vor allem für ihre Stofftiere mit dem berühmten „Knopf im Ohr“ bekannt und untrennbar mit der Erfolgsgeschichte des Teddybären verbunden. Darüber hinaus produzierte Steiff aber über viele Jahrzehnte auch sehr erfolgreich Holzspielzeug, Drachen, Tretautos und Roller. Die Holzroller gehörten mit zu den ersten Produkten, die bei Steiff in den 1920er Jahren am Fließband hergestellt wurden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielten die einfachen Roller aus Holz zunehmend Konkurrenz durch Modelle aus Metall. Bunt lackiert und mit Ballonreifen, wurden diese im Laufe der Jahre mit immer mehr Extras ausgestattet: Trittbremse, Ständer, Vorder- und Rücklicht, Klingel.
Vom Spielzeug zum Sportgerät
Als Spielzeug für Kinder waren solche Roller äußerst beliebt. In der Nachkriegszeit entstanden etliche Rollerbahnen. Auf diesen Anlagen aus Betonplatten sollten Kinder mit ihren Fahrzeugen spielerisch verkehrssicheres Verhalten einüben. Die erste Rollerbahn in Hamburg wurde beispielsweise 1953 in Dulsberg eingeweiht. Inzwischen steht sie unter Denkmalschutz und wurde erst im vergangenen Jahr nach aufwändiger Sanierung wiedereröffnet. Bis heute sind Rollerbahnen auch ein beliebter Bestandteil unter anderem von Kindergartenanlagen.
Doch nicht nur Kinder lieben nach wie vor die Freiheit auf Trittbrett und Rädern: Seit einigen Jahren lässt sich ein Roller-Trend auch unter Erwachsenen beobachten. Im Schwarzwald und in Österreich etwa werden Rollerstrecken für geländegängige Tretroller angeboten. Als professionelle Sportgeräte kommen Roller unterschiedlichster Bauart für Bahn- und Straßenrennen, für Stunts und Tricks und sogar für Hunderennen zum Einsatz. Und durch die Städte flitzen längst nicht nur Kinder auf Scootern und Kickboards. Gerade im Bereich des Freizeitvergnügens bewerben Anbieter das Rollerfahren dabei gerne als Wiedererleben eines Kindheitsgefühls.
Weitere Einblicke in Kinderwelten von 1900 bis heute bietet die aktuelle Sonderausstellung „Alles rosa, alles blau?! Kinderwelten gestern und heute“ im Industriemuseum Elmshorn.
Inventarnummer: 2017-0126
Datierung: 1930er Jahre
Material: Holz, Metall, Gummi
Maße: H 80 cm; L 88 cm
Hersteller: Margarete Steiff GmbH
Standort: Sonderausstellung, 2. OG, Industriemuseum Elmshorn