Zu Besuch in der Landeshauptstadt
Bei schönstem Sonnenschein führte uns der diesjährige Ausflug des Fördervereins des Industriemuseums Elmshorn am 12. September an die Ostsee in die schleswig-holsteinische Landeshauptstadt. Insbesondere das vor knapp anderthalb Jahren sanierte und modernisierte Schifffahrtsmuseum wollten wir uns natürlich nicht entgehen lassen und die neue Dauerausstellung erkunden. Im passenden Rahmen der historischen Fischhalle – ein beeindruckender Repräsentationsbau aus dem Kaiserreich – beleuchtet sie die maritime Geschichte Kiels von der Fischerei über den Schiffbau bis zur Marine.
„Boomtown“ Kiel um 1900
Fachkundig und unterhaltsam geführt, wagten wir uns auf eine Zeitreise durch die Kieler Vergangenheit. Eine Blütezeit erlebte die Stadt an der Förde im Kaiserreich: Prinz Heinrich von Preußen, der Bruder des Kaisers, residierte im Kieler Schloss, der Hafen hatte als Marinestandort herausragende Bedeutung, insbesondere der Schiffbau boomte und kurbelte die Wirtschaft an und das Bevölkerungswachstum erreichte „amerikanische“ Ausmaße. Mit dem Nord-Ostsee-Kanal entstand zugleich eine der bis heute meistbefahrenen künstlichen Wasserstraßen.
Von U-Booten, „Blauen Jungs“ und Augenklappen
Matrosen und maritimer Erfindergeist begegneten uns auf unserem Rundgang immer wieder. Schon um 1850 entwickelte der Ingenieur Wilhelm Bauer in Kiel mit dem „Brandtaucher“ ein Unterseeboot, das jedoch beim ersten Test wie ein Stein auf den Boden der Ostsee sank. Weitaus erfolgreicher waren die Kieler Erfindungen des Echolots und des Kreiselkompasses – sie gehören heute zur Standardausrüstung in der Seefahrt. Und dass am Bild des Seemanns mit Augenklappe mehr dran ist als nur ein Klischee aus wilden Piratengeschichten führten uns frühe Winkelmesser zur Navigation auf den Meeren buchstäblich vor Augen…
Einen besonderen Höhepunkt fand die Faszination der Seefahrt um 1900 in der allgegenwärtigen Matrosenbegeisterung: Die „Blauen Jungs“ schmückten Werbeplakate und der Matrosenanzug war aus der Kindergarderobe nicht wegzudenken.
An Bord des Tonnenlegers „Bussard“
Im Anschluss an die Führung ging es aus der Fischhalle direkt an den Hafen. Hier liegt an der Museumsbrücke unter anderem der Tonnenleger „Bussard“. 1905/06 auf der Meyer-Werft in Papenburg gebaut – heute für riesige Kreuzfahrtschiffe bekannt –, beeindruckt die „Bussard“ insbesondere mit einem Blick auf Dampfmaschine und Kesselraum.
Gut gestärkt nach einem gemeinsamen Mittagessen im Museumscafé „Der Alte Mann“ stand der Nachmittag für alle zur freien Verfügung. Ob Kunsthalle, das Stadtmuseum im Warleberger Hof oder die Cafés entlang der Förde: Bei der Vielfalt der Kieler Angebote war für jeden Geschmack etwas dabei. Mit vielen Eindrücken und neuen Ideen im Gepäck machten wir uns schließlich nach einem sehr gelungenen Ausflug wieder auf den Heimweg an die Krückau.