Kupfer in alle Welt
Wenige Meter vor der dänischen Grenze befindet sich in einem Ortsteil von Harrislee an der Mündung des kleinen Flusses Krusau das Industriemuseum Kupfermühle . 2009 gegründet und nach längerer Umbauzeit öffnet das Industriemuseum in privater Trägerschaft seit Mittwoch, 2. Juli 2014 wieder allen Interessierten die Tore. Die gemeinnützige Gesellschaft Museumsort Kupfermühle betreibt insgesamt zwei Museen, das Kobbermølle Museum und das Industriemuseum Kupfermühle.
Industriegeschichte über 350 Jahre
Die Krusauer Kupfermühle ist um 1700 der größte Industriebetrieb im Königreich Dänemark. Die Grundlagen für das Kupfer- und Messingwerk wurden bereits um 1600 von König Christian IV geschaffen. 1962 wurde die Krusauer Kupfer- und Messingfabrik geschlossen. Im Museum lässt sich die gut 350 Jahre alte Geschichte der Kupfermühle verfolgen. Bis zu 350 Menschen arbeiteten um 1900 in der Kupfermühle. Die Arbeiterwohnungen aus dem ausgehenden 17. Jahrhundert wurden aufwendig restauriert und gewähren dem Museumsbesucher einen Einblick in den Alltag der Arbeiterfamilien sowie die deutsch-dänische Architektur.
Borsig macht Dampf!
Im Industriemuseum Kupfermühle ist neben dem wasserradbetriebenen Hammerwerk die aus dem Jahre 1933 stammende Dampfmaschine von Borsig (Berlin/Tegel) der Hingucker schlechthin. 11,60 Meter lang, 5,70 Meter breit, knapp 6 Meter hoch und eine Leistung von bis zu 260 Kilowatt. Dies benötigt entsprechenden Raum. Die seit 1996 unter Denkmalschutz stehende Dampfmaschine leistet 700 PS und diente als Antrieb für den Luftkompressor und den Stromgenerator, die ebenfalls unter Denkmalschutz stehen. Die Heizer arbeiteten in drei Schichten und benötigten täglich 15 Tonnen Kohle, um ausreichend Dampf zu erhalten! Das Schwungrad der Maschine misst im Durchmesser 3,6 m und wiegt 11 Tonnen. Ursprünglich stammt die Dampfmaschine aus der Elmshorner Hefefabrik Asmussen. Dort stand sie bis zum Abbau 1998 in einer eigens gebauten Maschinenhalle, wo sie über Jahre den Strom für den Betrieb produzierte, bzw. später als stille Reserve diente. Neben der Stromproduktion sorgte sie zusätzlich für die Belüftung der Hefe und erzeugte rund 120 Grad heißen Abdampf für die Destillation. Asmussen produziert seit 1945 neben Hefe auch Malz und Alkohol. der Alkohol wird in der Brennerei zum bekannten Aquavit „Lütten Klostersander“, bzw. dem „Hunderter“ verarbeitet.
Zu der Maschine gehörte ein 40 Tonnen schwerer Kessel von 1926, der die Heizfläche von 135 Quadratmeter hatte. Um den Betrieb zu gewährleisten, benötigte die Maschine einen Schornstein von 32 Meter, der noch heute auf dem Elmshorner Firmengelände zu sehen ist.
Das Industriemuseum Elmshorn beherbergt seit 1991 die zweite und jüngere Dampfmaschine (1952) der Firma Asmussen – ebenfalls von der Firma Borsig. Die Ausmaße sind deutlich geringer – aber imposant ist sie auf jeden Fall. Beide Maschinen lassen sich noch betreiben und demonstrieren detailliert den beachtlichen Kraftakt, der benötigt wird, um Strom zu gewinnen.
Die inzwischen 175 Jahre alte Firma Borsig war während der Ära der Dampflokomotiven in Europa der größte und weltweit der zweitgrößte Lokomotivenlieferant. 1933 veränderte sich der Schwerpunkt vom allgemeinen Maschinenbau hin zur Waffen- und Munitionsproduktion – Mit Ausbruch des Krieges 1939 wurden verstärkt Zwangsarbeiter und Frauen für Waffenproduktion eingesetzt. Heute entwickelt Borsig Apparate zur Kühlung von Gasen im Bereich der chemischen und petrochemischen Industrie.