Ein Wunderwerk der Technik – das Universalhaushaltsgerät „Piccolo“
Das Idealbild einer perfekten Hausfrau der 1950er Jahre war das der liebenden und sorgenden Ehefrau und Mutter. Dabei sollte sie stets gepflegt, schick und ansehnlich sein. Die anfallende Hausarbeit erledigte sie selbstverständlich mühelos und wie nebenbei, sodass diese abgeschlossen war, sobald ihr Mann nach seinem Arbeitstag nach Hause kam. Erleichtert werden sollten ihre häuslichen Pflichten durch neuartige Haushaltsgeräte, die vielseitig einsetzbar waren und durch gezielte Werbemaßnahmen Spaß an der Hausarbeit suggerierten. Das so genannte Universalhaushaltsgerät „Piccolo“ ist solch ein Wunderwerk der Technik. Zur Vermarktung brachte die Herstellerfirma „Electro AS GmbH Hamburg“ eine eigene Kundenzeitschrift heraus, um die Vielfältigkeit des Haushaltswunders zu demonstrieren und den Verkauf zu steigern. Diese richtete sich, je nach Ausgabe, an unterschiedliche Zielgruppen und lässt die Rollenbilder der Wirtschaftswunderwelt deutlich werden.
Die Technisierung des Haushalts
Mit der Verbreitung elektrischer Haushaltsanschlüsse seit den 1930er Jahren, kam es zu einem vermehrten Aufkommen von Haushaltmaschinen. Die Herstellerfirmen elektronischer Neuentwicklungen nutzen geschickte Verkaufsstrategien, um den Familien den Kauf ihrer Produkte ans Herz zu legen. Eine flächendeckende Verbreitung setzte jedoch erst nach Ende des Zweiten Weltkrieges ein.
Piccolo – ein Helfer für alle Lebenslagen
Da die neu entwickelten Elektromotoren für den hauseigenen Gebrauch zur damaligen Zeit sehr kostspielig waren, erfreuten sich vor allem solche Geräte großer Beliebtheit, die mit Hilfe von Zusatzgeräten und Aufsätzen universell genutzt werden konnten. Der Motorblock des Staubsaugers Piccolo ließ sich, je nach Aufsatz, als Mixer, Raspler, Zerkleinerer, Entsafter, Teppichshampoonierer, Bodenbürste, Spritzgerät, Säge, Bohrer und Schleifer sowie als Rasenmäher oder zum Bohnern von Fußböden verwenden. Auch wenn das Gerät multifunktional einsetzbar war, reichten in den meisten Haushalten die finanziellen Mittel nicht aus, um den Piccolo anzuschaffen.
„Piccolo hilft“ Vermarktungsstrategien für Mann und Frau
Als Unterstützer der modernen Hausfrau warb eine Ausgabe mit dem Titel „Gesund und schön mit Piccolo“ für das Haushaltsgerät. Neben Rezepten für die Schönheitspflege der Gerätebesitzerin gab es Anleitungen zur Herstellung von Kindernahrung. Dank des universell einsetzbaren Multifunktionsgeräts sei der Piccolo ein „motorisierter Helfer für jeden Haushalt“. Um auch die männlichen Kunden – als Verwalter der Haushaltskasse und potentielle Käufer – anzusprechen, bewarben die Hersteller geschickt das technische Zubehör des Piccolos. Unter der Überschrift „Achtung! Wichtig für den Hausherrn! Das ‚Piccolo Elektro-Werkzeug – Mach es selbst“ oder einer Fotoserie, die den Boxer Max Schmeling als Piccolonutzer zeigt, wurden gezielt Männer angesprochen.
Das Universalhaushaltsgerät Piccolo ist heute Bestandteil der Dauerausstellung im 2. Obergeschoss des Industriemuseums Elmshorn. Interessante Einblicke in die Entwicklung von Haushaltstechniken erhalten Sie im Rahmen unserer Führung „Sparsames Haushalten: ‚Es blieb nichts übrig außer Asche‘“.
Inventarnummer: 1990-0178 / 2014-0158
Datierung: 1950er Jahre
Material: Glas, Gummi, Metall
Hersteller: Electro-AS GmbH Hamburg
Standort: Dauerausstellung, 2. OG, Industriemuseum Elmshorn