Wipp! Roller, Bildrechte IME
Inventarnummer: 2019-0037
Datierung: 1930er Jahre
Material: Holz, Metall, Kunststoff
Maße: L: 127 cm, H: 87 cm, B: 47 cm
Hersteller: Wittkop
Standort: Schaufenster 773 Projektbüro, Holstenstraße 13
Die Firma Wittkop
Ab Ende des 19. Jahrhunderts produzierten Franz Wittkop und sein Schwager Fritz Luce in einer kleinen, rein handwerklich betriebenen Werkstatt in der Herforder Straße in Bielefeld Fahrradsättel und Fahrradtaschen. Es wird berichtet, dass es dort von Spinnen nur so wim-melte. Also entschied man sich für ein Warenschutzzeichen, dass eine Kreuzspinne in ihrem Netz zeigt – so jedenfalls die Legende. Anderen Quellen zufolge symbolisiert die Spinne im Netz die Emsigkeit der Firma Wittkop und ihrer Mitarbeiter*innen.
Gut 30 Jahre nach der Firmengründung im Jahre 1898 brachte die „Wittkop & Co. GmbH“ den Wipp! Roller auf den Markt. Für den neuartigen Mechanismus zur Fortbewegung erhielt die Firma 1934 ein Patent: der Antrieb erfolgt über ein wippendes Trittbrett, das mit einer Zahnstange zur Kraftübertragung das Hinterrad bewegt. Schon in den 1920er Jahren baute der Betrieb in einer Abteilung Lauf- und Kinderroller, um die Wintersaison finanziell auszu-gleichen, in der nur wenige Sättel verkauft wurden. Obwohl sich dank des Booms in der Fahrradindustrie Anfang des 20. Jahrhunderts immer mehr Menschen das begehrte Trans-portmittel in den folgenden Jahrzehnten leisten konnten, gab es einen Markt für den Absatz von Rollern. Diese wurden häufig als Vorstufe des teureren Fahrrads gesehen und vorwie-gend von Kindern gefahren.
Während des Zweiten Weltkriegs wurden die Fabrikgebäude von mehreren Bombenangriffen weitgehend zerstört. Nach dem Wiederaufbau und einigen Umstrukturierungen erlebte die Firma mit der Produktion des ersten Sattels für das gerade aufkommende Moped in den 1950er Jahren erneut einen Aufschwung. Durch gute Beziehungen nach Indien wuchs auch der Exportabsatz von Sätteln in dieser Zeit wieder. Die Firma Wittkop existiert bis heute und produziert nach wie vor Fahrradsättel in Deutschland.
Mechanismus des Tretrollers, Bildrechte IME
Trittbrett, Bildrechte IME
Bei diesem Roller handelt es sich um das Vorkriegsmodell, welches sich durch einen Holz-rahmen und Vollgummireifen auszeichnet und lediglich in kleinen Stückzahlen hergestellt wurde, bevor sich die Firma Wittkop in die Produktion von Patronentaschen, Tornistern, Koppeln und anderen Gütern für das Militär des NS-Regimes einschaltete. In den 1950er Jahren wurde eine Ausführung mit Stahlrahmen und Ballonreifen hergestellt, von der schät-zungsweise eine halbe Million Exemplare verkauft wurden.
Vom Wipp! Roller zum E-Scooter – und wieder zurück?
So nostalgisch die Technik des Wipp! Rollers erscheinen mag – seine Weiterentwicklung begegnet uns zur Zeit in vielen Großstädten. Elektrisch betriebene Stehroller, neudeutsch „E-Scooter“, sollen als Alternative zum Auto einen Beitrag zur umweltfreundlichen Mobilität ohne Stau und Smog leisten. Die Umsetzung dieser guten Idee sorgt allerdings zunehmend für Probleme in den Städten. Es mehren sich Berichte von zugestellten Fahrradwegen, Unfällen und Vandalismus. Nach neuen Umfragen des Umweltbundesamtes ersetzen lediglich 8% der Nutzer von E-Scootern mit diesen auch wirklich eine Autofahrt. Die große Mehrheit wäre sonst mit öffentlichen Verkehrsmitteln, dem Fahrrad oder zu Fuß ans Ziel gekommen.
Logo Lenkstange, Bildrechte IME
Möchten Sie den Wipp! Roller einmal „live“ betrachten?
Besuchen Sie uns in unserem 773 Schritte Projektbüro in der Holstenstraße 13.
Hier erwartet Sie neben Informationen zum Projekt „773 Schritte durch die Zeit – Königstraße Elmshorn“ auch ein historisches Fahrradgeschäft und Fahrradmuseum.
Der Eintritt ist frei.
Öffnungszeiten:
jeden Mittwoch von 11.00-15.00 Uhr
jeden 3. Samstag im Monat von 10.00-12.00 Uhr
jeden 1. Sonntag im Monat von 14.00-17.00 Uhr