Portrait „Konrad Struve“ von Wilhelm Petersen
Anlässlich seines 60igsten Todestages ist das Objekt des Monats November dem Museumsgründer Konrad Struve gewidmet, der in seiner Wahlheimat Elmshorn als Lehrer, Rektor und Heimatforscher tätig war. Konrad Struve war eng mit dem Elmshorner Maler Wilhelm Petersen befreundet, der dieses Portrait vermutlich zum 80igsten Geburtstag Struves anfertigte.
Konrad Struve – Museumsgründer in Elmshorn
Das Ölgemälde zeigt Konrad Struve mit grauem Haar und Schnurr- sowie Spitzbart im Dreiviertelprofil sitzend auf einem Stuhl. Er schaut den Betrachter an und hält auf den Knien ein dickes, großes Buch in einem Ledereinband sowie in seiner linken Hand ein Laubblatt. In der linken Bildhälfte ist ein Schiffsmodell – ein Dreimaster – mit einer dänischen Flagge dargestellt.
Der Maler stellt Struve als würdigen, älteren Mann dar und verweist vor allem auf seine Verdienste als Heimatforscher der Stadt Elmshorn. Das Buch kann als seine umfangreiche Ortschronik gesehen werden, die in mehreren Teilen in den Jahren 1935 bis 1956 erschien und gebunden in Umfang und Größe dem gemalten Buch entspricht. Das Laubblatt in der Hand von Konrad Struve verweist auf seine Verbundenheit mit der Heimat und seine Beschäftigung nicht nur mit der Heimatgeschichte, sondern auch mit der Pflanzenwelt vor Ort. Das große Schiff im Hintergrund trägt zwar keinen Namenszug, kann aber als Elmshorner Walfangschiff „Flora“ interpretiert werden, die 1817 auf ihre erste Fangreise auslief. Da die Herzogtümer Schleswig und Holstein zu Dänemark gehörten trug die „Flora“ dementsprechend die rot-weiße Flagge des Königreichs.
Lehrer – Rektor – Heimatforscher
Konrad Wulf Heinrich Struve wurde am 15. September 1869 als zehntes Kind eines Lehrers in Kassau bei Neustadt geboren. Da sein Vater ihn in den Abendstunden zu Hause unterrichtete, begann Struve bereits im Alter von 17 Jahren das Lehrerseminar in Uetersen zu besuchen. 1892 kam er als Lehrer nach Elmshorn, wo er seit 1906 als Rektor der Hafenschule tätig war.
Schon früh engagierte sich Struve im 1902 gegründeten plattdeutschen Heimatverein „Tru un fast“. In seiner Rolle als Pädagoge wollte er möglichst viele Menschen an seinem Wissen teilhaben lassen, um die einheimische Sprache und Kultur zu pflegen. Mit dieser Intention begann er für die Elmshorner Nachrichten Berichte über die Heimatgeschichte zu schreiben. Am 1. Oktober 1911 ernannte ihn der damalige Verleger Emil Koch zum Schriftleiter für die neue monatliche Beilage „Aus der engeren Heimat“.
Grundstein eines Elmshorner Heimatmuseums
In den 1920er Jahren wurde auf Initiative von „Tru un fast“ die Gründung eines Museumsausschusses beschlossen, dem auch Konrad Struve angehörte. Nachdem Struve 1932 als Lehrer in den Ruhestand trat, konnte er noch mehr Zeit in die Museumsarbeit investieren und wurde von der Stadt Elmshorn als ehrenamtlicher Museumsleiter mit der Einrichtung eines Heimatmuseums beauftragt.
Aufgrund der Weltwirtschaftskrise und dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges kam es erst am 15. September 1952, anlässlich des 83jährigen Geburtstags Struves, zur Einweihung des Konrad Struve Museums. An diesem Tag erhielt er in Anerkennung seiner Leistungen darüber hinaus die Ehrenbürgerschaft für seine Verdienste als Heimatforscher verliehen. Das ursprüngliche Museumsgebäude befand sich im Drückhammers Gang, einem Seitenweg der Königstraße. Erst 1972 erfolgte ein Umzug in die Bismarckstraße.
Bewahren und Vermitteln – Die Passion eines Sammlers
Bis ins hohe Alter sammelte Struve nicht nur Schriftgut, Fotos und Gegenstände, sondern dokumentierte auch die Geschichten dahinter. Indem er Zeitzeugen befragte und alle gesammelten Informationen sorgfältig festhielt, überlebte sein Wissen weit über seinen Tod hinaus.
Konrad Struve verstarb am 5. November 1957 und hinterließ den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt Elmshorn einen unbezahlbaren Schatz der Stadtgeschichte.
Das Gemälde kam 1958 durch Ankauf in den Besitz der Stadt Elmshorn und hängt heute im Erdgeschoss des Konrad-Struve-Hauses der Ortsgeschichte. Besichtigt werden kann es außerhalb der Schulferien immer mittwochs, von 14.00 bis 17.00 Uhr und sonntags, von 11.00 bis 13.00 Uhr. Zusätzlich besteht ab dem Frühjahr 2018 für alle Paare die Möglichkeit, sich in der einzigartigen Atmosphäre des Konrad-Struve-Hauses das Ja-Wort zu geben. Während der Sanierungsarbeiten der Weißen Villa wird das Standesamt ein Trauzimmer an dem Ort einrichten, an dem bereits in den 1960er Jahren Bünde fürs Leben geschlossen wurden.
Inventarnummer: A-0750
Datierung: um 1950
Material: Öl auf Leinwand im Holzrahmen
Größe: H 100cm x B 80 cm
Künstler: Wilhelm Petersen (1900-1987)
Standort: Konrad-Struve-Haus der Ortsgeschichte, EG