Spielzeugtier Hase
Das in der Schausammlung im Konrad-Struve-Haus der Ortsgeschichte, einer Außenstelle des Industriemuseums Elmshorn, ausgestellte Häschen wurde nach Angaben des Herstellers „KERSA“ in den 1960er Jahren gefertigt. Die Stofftier- und Handpuppenmanufaktur wurde 1925 unter dem Namen „W. Walter KG.“ im böhmischen Lobositz (Lovosice) gegründet. Der tschechoslowakische Betrieb stellte Stofftiere her – überwiegend Zwerge und andere Figuren aus Filz und in geringerem Umfang auch Teddybären aus Plüsch. Im Jahr 1933 wird schließlich das Markenzeichen „KERSA“ mit dem Abbild einer gezeichneten Dame eingeführt.
1956 wird der Betriebsstandort nach Mindelheim in Schwaben verlegt. Die Warenzeichen aus Metall zeigten nach wie vor die Dame – doch von nun an hieß es „Kersa Made in Germany“. Unter dem Namen „Kersa Spielwaren-Atelier GmbH & Co. KG“ stellt das Unternehmen mittlerweile ausschließlich Handpuppen in Handarbeit her.
Der kleine Hase hat einen Körper aus Filzstoff und einen Kopf aus Mohairplüsch. Dank seiner großen Füße mit eingearbeiteten Pappsohlen kann er eigenständig, wenn auch ein wenig windschief stehen. Bekleidet ist er mit einer kurzen grünen Hose mit roten Hosenträgern aus Filzstoff und mit einem weißen Hemd aus Baumwolle – an den Füßen trägt er rote Schuhe aus Filz mit weißen Söckchen.
In den 1950er Jahren produzierte „Kersa“ auch ein richtiges Osterhasenpärchen aus Filzstoff. Die Kleidung des männlichen Osterhasen war nahezu identisch mit der des Hasen aus der Sammlung des Industriemuseums. Unterschiedlich ist vor allem Form und Material des Kopfes. Während unser Häschen einen runden Kopf aus Plüsch auf seinem Filzkörper trägt, hatte der Osterhase einen länglichen, „erwachseneren“ Kopf aus Filz. Auf dem Rücken trug das Osterhasenpärchen einen großen Korb – der entweder leer oder bereits mit Ostersüßigkeiten gefüllt mit den Hasen über die Ladentheke ging.
Der Osterhase als eierversteckender Gabenbringer stammt aus Deutschland und musste sich zunächst gegen die Konkurrenz durchsetzen – so war zum Beispiel in Teilen von Westfalen der Fuchs, in Thüringen der Storch und in Böhmen der Hahn der ursprüngliche österliche Eierlieferant. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhundert konnte sich der Hase jedoch endgültig durchsetzten, was nicht zuletzt auch an seiner kommerziellen Verwendung in der Populärkultur lag. Deutschsprachige Auswanderer verbreiteten den Glauben an den Osterhasen auch außerhalb Europas, besonders in den USA konnte der dort als „Easter Bunny“ bezeichnete Fellträger eine gewisse Popularität erreichen. Mit der Übersetzung wurde unser langohrige Osterhase dort zum kleineren Osterkanninchen („Bunny“ statt „Hare“).
Eine schlüssige und eindeutige Erklärung für den eierbringenden Hasen gibt es bis heute nicht. Schriftlich belegt ist er allerdings schon seit dem späten 17. Jahrhundert.
Der christliche Brauch verzierte und bemalte Eier zu Ostern zu verschenken ist auf verschiedene historische Tatsachen rund um das christliche Fasten zurückzuführen. In der vierzigtägigen Fastenzeit vor Ostern verzichteten viele Christen auf den Verzehr von Fleisch. Unter das Abstinenzgebot fielen früher häufig auch Eier und andere tierische Produkte. Zu einer grundsätzlichen Freude über das zurückerhaltene Lebensmittel kam ein Eierüberschuss, der dazu führte, dass im Frühjahr der „Zehnt“ immer am Gründonnerstag in Form von Eier gezahlt wurde. Bei dem Zehnt handelte es sich um eine mittelalterliche Steuerabgabe der Bauern an ihre Grundherren.
Inventar-Nummer: 2009-0151
Höhe: 28 cm
Hersteller: KERSA
Ausgestellt in der Schausammlung des KSH