Die mühsame Kunst des Bügelns
Es sieht schon nach anstrengender Arbeit aus: Das Objekt des Monats Juni ist ein Bügeleisen aus dem Jahr 1884. Solide und gewichtig aus Eisen, Messing und Holz gefertigt, erforderte es Kraft und Geschick von seiner Nutzerin. Geschwungene Griffe und der kunstvolle Schriftzug „Anno 1884“ verleihen ihm als Schmuckelemente jedoch zugleich auch eine gewisse Eleganz. Als Kastenbügeleisen ist es von innen hohl und wurde erhitzt, indem in diesen Hohlraum glühende Eisenbolzen hineingeschoben wurden. Ein Schiebeverschluss sorgte dafür, dass die Bolzen nicht wieder herausfielen. In der Regel gehörten zu einem solchen Bügeleisen mehrere Eisenbolzen: Während einer im Einsatz war, wurden die weiteren Bolzen auf dem Herd erwärmt. So konnte der Bolzen bei Abkühlung umgehend ausgetauscht und ohne Pause weiter gebügelt werden.
Aufwändige Bügelarbeit
Wie die gesamte Wäschepflege um 1900 war auch das Bügeln eine äußerst aufwändige und zeitraubende Arbeit der Hausfrau oder des Dienstmädchens. Während große und gerade Textilien wie Laken oder Tischtücher gemangelt oder gerollt wurden, mussten Kleidungs- und andere Wäschestücke sorgsam mit dem Bügeleisen geglättet werden. Diese Aufgabe verlangte Erfahrung und Kunstfertigkeit der Frau, die die angefeuchtete Wäsche nicht nur glättete, sondern ihr mit dem Bügeln den letzten Schliff gab. Stoffqualität, Hitze und Feuchtigkeit mussten daher genau aufeinander abgestimmt werden. War das Eisen zu heiß, versengte es den Stoff, war es zu kalt, glättete es kaum. Wie unser Objekt des Monats waren die Bügeleisen um 1900 jedoch schwer und unhandlich, die genaue Temperatur ließ sich nur schwer bestimmen und konstant halten. Besonders empfindliche Stoffe, Spitzen oder gestärkte Hemdkragen forderten das Geschick der Büglerin jedes Mal aufs Neue heraus.
Vom Glättstein zum elektrischen Bügeleisen
Ursprünglich nutzten die Frauen zum Plätten von Wäsche glatt geformte Steine oder Glättkugeln aus Keramik oder Glas. Die ersten Bügeleisen kamen um 1500 auf. Im 19. Jahrhundert existierten neben den hier beschriebenen Kastenbügeleisen, die mit glühenden Eisenbolzen erhitzt wurden, auch Kohleeisen und Flacheisen. Kohleeisen waren ebenfalls von innen hohl und wurden mit glühender Holzkohle befüllt. Flacheisen wurden dagegen selbst direkt auf der Herdplatte erwärmt. 1858 brachte die Firma Schäffer-Walcker das erste Gasbügeleisen im deutschen Raum auf den Markt. Gaseisen wurden entweder über einen Schlauch mit Gas versorgt oder auf einem mit Gas beheizten Gestell erhitzt. Sie besaßen allerdings gravierende Nachteile: Lange Vorheizzeiten bedingten einen hohen Gasverbrauch, die Eisen überhitzten schnell und bei undichten Zuleitungsschläuchen drohten sogar Explosionen. Erst die Entwicklung von elektrischen Bügeleisen vereinfachte im 20. Jahrhundert schließlich die mühselige Bügelarbeit für die Frauen. Frühe Modelle wurden bereits in den 1880er Jahren patentiert, erst ab 1914 hielten dann aber die ersten Elektrobügeleisen tatsächlich Einzug in deutsche Haushalte. Mit dem verstärkten Ausbau der allgemeinen Stromversorgung wandelte sich das elektrische Bügeleisen seit den 1920er Jahren vom Luxusgegenstand zum verbreiteten Haushaltsgerät und ist heute aus der häuslichen Wäschepflege nicht mehr wegzudenken.
Inventarnummer: A-1585
Datierung: 1884
Material: Eisen, Messing, Holz
Maße: L 19 cm, B 10,4 cm, H 20 cm
Hersteller: unbekannt
Standort: Industriemuseum Elmshorn, Dauerausstellung, 1. OG